Zum Inhalt springen

Zum Wert

15/11/2011

Viele meiner bisherigen Artikel hatten mit Wertebegriffen zu tun. In letzter Zeit habe ich mich insbesondere mit ethischen Werten auseinandergesetzt. Heute möchte ich im Anschluss daran genauer betrachten, was ein Wert ist und in welchen Zusammenhängen der Ausdruck auftaucht.

Ein Wertebegriff ist beispielsweise der Sinn des Lebens. In meinem dieses Thema betreffenden Eintrag habe ich festgestellt, dass ein allgemeingültiger, objektiver Sinn des Lebens in meinen Augen nicht existiert, dass es daher jedem Lebewesen überlassen ist, sich selbst einen Sinn im Leben zu geben. Der Ausdruck ist demnach subjektiv, und zwar im höchsten Grade. Diese Betrachtung möchte ich nun vom Einzelbeispiel auf alle Wertebegriffe verallgemeinern. Ich sage demnach, dass es einen objektiven Wert nicht geben kann, dass jeder Wert also subjektiv ist und ein Ding auch nur im Bezug auf ein Subjekt tatsächlich Wert haben kann, dass also einer Sache niemals an sich Wert zukommt. Anders ausgedrückt bedeutet das, dass der Wahrheitsgehalt der Behauptung : „A hat einen Wert.“ nur untersucht werden kann, wenn geklärt ist, auf welches Subjekt sich die Behauptung bezieht. Sagt jemand „A hat einen Wert.“, muss ich also fragen: „Für wen?“ Hierzu ein Auszug aus meinem Essay „Der Schein trügt“:
„So mag ein verloren gegangener Schlüsselanhänger, den S zufällig auf dem Gehsteig findet, für ihn völlig belanglos wirken, geradezu so unwichtig, dass er von ihm nicht aufgehoben wird. Tatsächlich aber ist der Anhänger in den Augen des eigentlichen Besitzers ein wunderschönes Erinnerungsstück, das im Zusammenhang mit bedeutenden Emotionen und Gedanken zu geliebten Menschen steht. Gleichsam, wie in diesem beispielhaften Szenario, verhält es sich mit jedem Objekt unserer Anschauung, mit Materiellem, Immateriellem, und, so ungern man dies auch lesen wird, sogar mit Menschen.“

Wert ist also eine Frage der Perspektive. Insbesondere ethische Begriffe wie „Gut“ und „Böse“ sind als Wertungen von der Anschauung abhängig. Aus objektiver Sicht kann eine Handlung gut und böse zugleich sein.
Nun mag man meinen, man hätte im Geld einen objektiven, da von Zahlen abhängigen Wert gefunden. Doch ein weiterer Auszug aus oben erwähnten Essay macht deutlich, dass auch dies nicht der Fall ist:
„Für den reichen Geschäftsmann sind 10 Euro bedeutungslos. Ein Familienvater mit durchschnittlichem Einkommen wird sie einsparen, wann immer es ihm möglich ist. Für ein Kind bedeuten 10 Euro möglicherweise die Erfüllung eines monatelang gehegten Wunsches. Der Bettler sieht darin seine Existenz für die nächsten zwei Tage gesichert.“

Selbst die Erde, unser Heimatplanet, der für uns alle von großem Wert und großer Bedeutung ist, kann sich dieser Subjektivität nicht entziehen. Denn auch er hat keinen objektiven Wert, ihm kommt Wert nicht an sich und durch seine Beschaffenheit allein zu, er hat diesen Wert nur in unserer Betrachtung. Im Angesicht der Weite des Universums wird er nur allzu gerne mit einem Staubkorn verglichen, dessen Existenz unbedeutend für das Gesamtgefüge des Seins ist.
Nun stellt sich also die Frage, ob es ein Ding gibt, ein Objekt, dem Wert an sich und allein durch seine Beschaffenheit zukommt. Ich denke nicht, dass das der Fall ist. Denn nach den bisherigen Betrachtungen wird nur allzu deutlich, dass die Lebewesen es sind, die den Dingen einen Wert geben. Werte existieren in dieser Welt nicht in der Art, wie Planeten, Bäume, Menschen, Gefühle oder Gedanken existieren, sie existieren nicht aus sich selbst heraus und kommen einem Objekt auch nicht allein durch dessen Beschaffenheit zu (wie beispielsweise Gedanken und Gefühle dem Menschen durch seine Beschaffenheit zukommen), sie entstehen einzig und allein im Bezug zwischen Subjekt und Objekt.

Diese Welt, in der wir leben, ist tatsächlich aus objektiver Sicht frei von Werten. Sie ist widerspruchsfrei ohne jeglichen Wertebegriff denkbar. Er ist ein abstraktes Produkt unseres Kopfes, das uns im Leben und zur Kommunikation unserer Bedürfnisse sehr dienlich ist. Man möge sich diese Einsicht in mancher Lebenssituation vor Augen führen.

Liebe Grüße,
Mahiat

From → Betrachtungen, Ethik

Hinterlasse einen Kommentar