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Zu rechter und rechtsextremer Politik

17/09/2011

Alle Menschen empfinden Glück und Leid, Freude und Trauer. Alle Menschen streben nach Glück und Freude. Alle Menschen haben ein Bewusstsein von ihrer Umwelt und davon, wie sie in dieser sich selbst betrachten. Alle Menschen streben danach, sich in ihrer Umwelt zu verwirklichen und ihre persönlichen und individuellen Lebensziele zu verfolgen. Jeder Mensch, der seine Ziele verfolgt, ohne anderen dabei Schaden irgendwelcher Art zuzufügen, soll auf jeden Fall unbehelligt und unbehindert leben. Die Interessen all dieser Menschen sind uneingeschränkt und in gleichem Maße zu akzeptieren, unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, ihrer sexuellen oder religiösen Orientierung, ihres Geschlechts. Jeder Rassist, Sexist und Homophob hat das nicht begriffen, und daher sind Rassismus, Sexismus und Homophobie fundamentale Dummheiten.
Dies sei zu rechtsextremer Politik gesagt. Ich bin, wie Sie sich aus Ausdruck und Formulierung des obigen Absatzes vielleicht schon erschlossen haben, aber auch kein Freund rechter Politik. Ich gestehe ihr in der politischen Landschaft auf jeden Fall eine Daseinsberechtigung zu, jedoch unter der Voraussetzung, dass die Verantwortlichen sich eindeutig vom Extremismus distanzieren. Ich möchte darauf hinweisen, dass meiner Recherche und meiner Erfahrung nach die meisten rechten Politiker dazu nicht fähig sind. Um Missverständnisse auszuräumen, betone ich, dass ich nicht sagte, dass besagte Menschen dazu nicht willens wären…ich sagte, sie sind dazu nicht fähig. Ich weiß, dass das eine starke, in manchen Augen vermutlich anmaßende Behauptung ist, und möchte sie trotzdem hier ohne weitere Ausführungen stehen lassen, da sich dieser Artikel mit einem anderen Thema befassen soll. Gleichermaßen möchte ich aber auf Blogs verweisen, die sich damit sehr intensiv auseinandersetzen, beispielsweise auf jenen der Kollegen vom Basisdemokratischen Web Kollektiv, die in diesem Sinne regelmäßig Licht in das Dunkel der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs bringen. http://bawekoll.wordpress.com/

Wieso mir die rechte Politik nicht sonderlich zu Gesicht steht, ist nicht so schnell erklärt; und das, obwohl es schon ihre Grundsätze sind, die nicht zu dem Bild passen, das ich von dieser Welt habe. Ich lehne Konservativismus und Nationalismus ab und sehe mich selbst auch nicht als Patrioten. In diesem Artikel möchte ich erklären, wieso.
Konservative bezeichnen sich oft als Vertreter altbewährter Werte und schätzen Tradition und Kultur des eigenen Volkes. Gewohntes und Bekanntes stimmt sie zufrieden, Fremdes und Neues hingegen oft skeptisch. Der Konservative fühlt sich wie der Nationalist in der Homogenität heimisch und in der Heterogenität verloren, die er deshalb zumeist ablehnt. Viele Konservative sind religiös, denn in der Religion finden sich häufig alte Werte und ewige Ideen.
Auch ich schätze Kultur und Tradition des Volkes, dem ich entstamme. Jedoch tue ich dies nicht uneingeschränkt. Ich kritisiere volkstümliches Verhalten und kulturelle Werte, wenn ich sie nicht für richtig befinde. Ebenso schätze und kritisiere ich die Kultur und Traditionen anderer Völker. Der wichtigste Punkt ist, dass ich im Gegensatz zum Konservativen hier keinen Unterschied mache. Ich fühle mich der österreichischen Kultur und den österreichischen Traditionen in keinem besonderen Ausmaß emotional verbunden. Der Grund dafür ist, dass ich mich nicht als Patrioten sehe. Dazu später mehr.
In unserer modernen Welt ist es wichtig, auf unbekannte Problemstellungen nicht nur mit erprobten, sondern auch mit neuen Ideen zu reagieren. Konzepte, die von Konservativen als altbewährt gelobt werden, erzielen in manchen Angelegenheiten nicht mehr die gewünschte Wirkung. Ein Beispiel soll hierfür die Globalisierung sein, die die finanziellen und klimatischen Krisen der Menschheit zu weltweiten Phänomenen gemacht hat. Es ist notwendig, diesen lebensbedrohenden Schwierigkeiten auf internationaler Ebene zu begegnen. Kontinentale Allianzen und staatenübergreifender Respekt füreinander, das sind die Eckpfeiler zukünftigen Krisenmanagements. Nur auf diesem Wege wird es möglich sein, unsere Welt zu stabilisieren. Die Konservativen und die Nationalisten fordern hingegen eine protektionistische Wirtschaft und die Flucht in die vermeintliche Sicherheit der eigenen, möglichst isolierten Landesgrenzen, die globalen Probleme ignorierend. Nationalismus, das ist Egoismus auf staatlicher Ebene. Wer sich heute nicht als Weltbürger versteht, versteht die Welt nicht.

Dass der Konservative Fremdem und Neuem nicht nur skeptisch gegenübersteht, sondern sich oft sogar davor fürchtet, hat damit zu tun, dass er meist nicht weiß, auf welche Art und Weise er mit sich daraus ergebenden Situationen umgehen soll. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die sich als konservativ bezeichnen, im Schnitt einen geringen IQ-Wert bei Intelligenztests erreichen, als beispielsweise jene Leute, die sich linksliberal nennen. Hier eine von zahlreichen Quellen:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/iq-und-politische-einstellung-konservative-sind-weniger-intelligent-1.13440
Ich erkläre mir dies dadurch, dass unter Intelligenz oft auch die Fähigkeit verstanden und bei IQ-Tests geprüft wird, unbekannte Probleme lösen zu können. Hierfür ist es erforderlich, das, was einem persönlich fremd ist, anzunehmen und es zuzulassen, und nicht zu ignorieren und zu übergehen. Weiters ist es notwendig, innovative Ideen zu entwickeln und sich nicht hauptsächlich auf gewohnte Ansätze zu verlassen. Konservative haben also schon allein aufgrund ihrer Einstellung Schwierigkeiten mit den Tests. Dies wirkt sich auch auf ihren Umgang mit Fremdem im Leben aus. Es ist beispielsweise einfacher, Zuwanderung abzulehnen, als sich zu überlegen, wie Integration funktionieren könnte.
Altbewährte Konzepte, Traditionen und Werte haben für mich denselben Stellenwert, wie neue Ansätze. Der Grundunterschied zwischen mir und Konservativen ist also, dass ich nicht prinzipiell danach trachte, sie zu bewahren. Oft fordere ich sogar, etwas, das mir unzeitgemäß und falsch erscheint, gänzlich abzuschaffen, sobald die Umstände es erlauben. Ein Beispiel dafür wäre die Wehrpflicht. Ich will dies hier aber nicht näher ausführen.
Ein weiterer Unterschied zwischen mir und manchen Konservativen ist auch meine religiöse Einstellung. Wie ich zur Religion stehe, finden Sie ebenfalls auf diesem Blog:
https://nachtliteratur.wordpress.com/2011/09/15/zur-religion/

Ich bin nicht stolz, Österreicher zu sein. Ich bin nicht dankbar, Österreicher zu sein. Einzig und allein richtig ist: Ich bin glücklich, Österreicher zu sein.
Der Zufall hat bestimmt, dass ich hier in diesem Land geboren werde und daher in dieser Kultur und in diesem Umfeld aufwachse. Da fällt stolz sein schwer. Schopenhauer hat einmal recht trefflich gesagt, dass Nationalstolz die letzte Zuflucht für jene ist, die keine persönlichen Stärken aufweisen können, und sich daher auf das berufen müssen, was sie mit Millionen teilen. Der Stolz darauf, an einem bestimmten Ort dieser Erde geboren zu sein, ist wie der Stolz darauf, weiß beziehungsweise schwarz, oder ein Mann beziehungsweise eine Frau zu sein. Es ist niemandes Leistung, es ist Zufall. Ich bin auch auf österreichische Kultur nicht stolz, und ebenso nicht auf die österreichischen Sportler. Ich betrachte derartige Errungenschaften als individuelle Leistungen, und ich weiß beim besten Willen nicht, wieso ich mich daran ergötzen sollte, wo ich doch dazu keinen Beitrag geleistet habe. Stolz ist, wenn man so will, einfach ein völlig falscher Begriff. Er hat in diesem Zusammenhang nichts zu suchen.

Da ich mir im Gegensatz zum Nationalisten nichts darauf einbilde, in Österreich geboren worden zu sein, bin ich klar für eine kontrollierte Zuwanderung. Ich verstehe nicht, wieso jemand, der hier das Licht der Welt erblickt hat, ein prinzipielles Vorrecht darauf haben sollte, die Umstände zu genießen und in ihnen zu leben. Ich betrachte diese Ansicht sogar als ungerecht. Ich betrachte es als ungerecht, wenn Eltern ihren Kinder das Teilen lehren, aber jeden Asylanten, der hier Hilfe oder ein besseres Leben sucht, ohne mit der Wimper zu zucken des Landes verweisen würden.
Ich störe mich auch nicht daran, auf diesem Weg neue Kulturen in unserem Land willkommen zu heißen. Ich bin der Ansicht, dass die österreichische Kultur dadurch nicht verdrängt, sondern bereichert wird. Ich denke auch, dass mehrere Kulturen nebeneinander existieren könnten, ohne sich gegenseitig zu beeinträchtigen. Trotzdem hat eine solche Zuwanderung, und das muss mit aller Schärfe von mir an dieser Stelle wiederholt werden, kontrolliert abzulaufen. Wer Asylmissbrauch leugnet, verschließt seine Augen vor Tatsachen. Die bereits genannten Gründe aber bewegen mich dazu, ihn eher hinzunehmen, als die Zuwanderung zu stoppen.

Das, was andere Heimatverbundenheit nennen, fühle ich auch. Es hat aber wohl eher mit den Menschen zu tun, die sich in meinem Umfeld befinden, und weniger mit Österreich an sich. Ich bin froh, das Glück gehabt zu haben, hier aufwachsen zu können und nach wie vor hier zu leben. Ein Patriot bin ich trotzdem nicht. Ich liebe kein Land, sondern nur Menschen, die darin leben.

LG, Mahiat

PS:
Wer versucht, mich in eine politische Sparte einzuordnen, dem will ich es leicht machen. Ich fühle mich von keiner österreichischen Partei vertreten. Ich würde mich selbst als Mitte-links-sozial beschreiben.

5 Kommentare
  1. Ich möchte Ihre Betrachtung des Konservatismus erweitern bzw verändern. Konservatismus impliziert nach meiner Auffassung ein bestimmtes Menschenbild, dass diesen in eine eigene Verantwortung stellt. Der freie Wille und die damit verbundene Verantwortung über sich selbst werden entscheidende Charakteristika. Darüber hinaus vertraut der Konservative in die historische Anpassung der Gesellschaft und betrachtet diese nicht gemäß einer strukturfunktionalistischen Perspektive. Sprich Kultur reproduziert sich und tritt als emergentes Phänomen auf, durchläuft also einen Pfad. Das kann zu dem kritisierten Nationalismus führen, muss es aber nicht. Es gibt im konservativen Lager auch viele Befürworter der EU und des Aufbrechens des Nationalismus. An dieser Stelle vernachlässigen Sie aus meiner Sicht den Umstand, dass auch der Konservatismus keinen starren Ergebnissen unterliegt, sondern sich auch an die Rahmenbedingungen anpasst. Was heute „bekämpft“ wird ist morgen vielleicht elementarer Bestandteil der konservativen Denke.
    Man sollte folglich aufpassen, dass man Konservatismus nicht zu sehr mit Rechtspopulismus vermengt. Schließlich möchte auch nicht jeder Linke eine sozialistische Diktatur oder die vollkommene Gleichverteilung der wirtschaftlcihen Güter.

    Ach ja, noch eine kleine Anmerkung. Begriffe wie Rechts oder Rechtsextrem sind auch relativ und richten sich am bestehenden politischem Spektrum aus. Der Monarchist wäre etwa in Deutschland oder Österreich ein Rechtsextremer, da er mit seiner politischen Überzeugung außerhalb der Verfassung steht. Das sagt in etwa noch nichts über eine rassistische Betrachtung oder Gewaltbereitschaft aus.

    • Das Menschenbild des Konservativismus ist mir bekannt und ich habe mich damit in vielen meiner Beiträge auseinandergesetzt. Sie finden sie unter anderem in der Rubrik „Ethik“ vor, falls Sie Interesse haben.

      Auch ist mir natürlich bewusst, dass nicht jeder Konservative Nationalist ist. Der Artikel soll keineswegs ein diesbezüglicher pauschaler Vorwurf sein. Ich habe mich lediglich mit typischen Charakteristika befasst und andere Bestrebungen und Strömungen in der Betrachtung außen vor gelassen. Es ist unmöglich, über politische oder ideologische Zuordnungen und Begrifflichkeiten zu schreiben und dabei dem Selbstverständnis und der Interpretation von jedermann gerecht zu werden. Insofern sind Ihre Anmerkungen hilfreich für spätere Leser und ich danke Ihnen dafür.

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